Ick gloob, es hakt
Pro7 gab gestern die Eigenproduktion "Götterdämmerung". Der Plot: In der Endphase des großdeutschen Nazireichs wurde ganz Berlin mit unterirdischen Bomben versehen, die nach dem Motto "wenn nicht Germania, dann gar nichts" das ganze Gedöns in die Luft jagen sollten. 1997 (da wurde diese Sternstunde deutschen Fernsehschaffens produziert) wird dann, wenn ich das richtig verstanden habe, die ganze Chose durch eine Explosion in Gang gesetzt, und es verbleiben noch 42 Stunden bis zum großen Knall. Sinistre Verschwörer tun alles dafür, dass der Plan und die Stadt aufgehen, letztere in Rauch.
Wird die bildhübsche Historikerin den stieseligen Kommisar bei der Lösung dieses wahrhaft kniffligen Rätsels unterstützen können? Wird ihr supersexy Freund und Industrietaucher die bickenden Tomben rechtzeitig finden und (!) entschärfen können? Und wird am Ende alles gut?
Sie wollen das nicht wissen? Ich auch nicht. Nach 32 unglaublich quälenden Minuten wurde weggeschaltet.
Interessanter ist der geradezu sorglose Umgang mit Faschobegriffen wie "Drittes Reich" - ein Begriff, der, wenn ich mich nicht irre, von eben diesem selbst geprägt wurde, und der deshalb wenn überhaupt dann nur in Anführungszeichen verwendet werden sollte, was bei gesprochener Rede natürlich schwerlich möglich ist. Davon unbelastet, fiel das unschöne Wortpaar in besagten Zeitraum, in dem ich die Götter vor sich her dämmern ließ, in geradezu inflationärer Häufigkeit. Allenthalben lagen Runen und ganz bestimmte Kreuze herum, zu denen der "Historikerin" mit leuchtenden Augen stets der historische Hintergrund einfiel. Fließend und kurz vorm Orgasmus gab sie großdeutsche Helden-und-Göttersagen wider.
Die unheimliche Stimmung - schließlich sollte es sich wohl um einen Thriller handeln - wurde bei mir nicht durch schummrige Beleuchtung und dräuende Musik erreicht, sondern durch diesen laxen Umgang mit Dingen, bei denen nun doch etwas mehr Fingerspitzengefühl an den Tag gelegt werden sollte.
Ansonsten Klischees, dass die Goldelse wackelt, der Telespargel eingeht und die schwangere Auster eine Fehlgeburt erleidet. Vermutlich lag dem Film eine Detektivgeschichte für Neunjährige zugrunde. Nein, kann nicht sein, da ja schon um 20.17 Uhr heftig herumgeschnakselt wurde.
Das "Ach, wir haben ja so eine tolle Eigenproduktion fabriziert"-Geschwurbel hamwa hier.
Wäre Götterdämelung ein Kinofilm, hätte er In der Zitty wohl mindestens ein Bömbchensymbol bekommen. Wie passend.