"Kauft Kämme, denn es kommen lausige Zeiten!". Ein Spruch aus (vermutlich) den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, der plötzlich wieder aktuell wird. Ganz banal: Die Friseure sind dicht, der Absatz von Haarschneidemaschinen ist fast so in die Höhe geschnellt wie derjenige von Webcams (und den anderen wohlbekannten Konsum- und Verbrauchsgütern, die ich hier jetzt nicht zum drölfzigtausendsten Mal erwähne). Ich selbst bin praktischerweise schon seit letztem Jahr im Besitz eines solchen formidablen Apparats, der sich bereits nach der dritten Benutzung kostenmäßig amortisiert hat (gesparte Friseur-Maschinenschnitt-Preise); wobei, die Haarschneider werben (oder warben) ja damit, dass, was sie können würden, eben nur sie können würden - das ist zumindest nicht ganz von der Hand (bzw. dem Kopf) zu weisen. Zum einen ist das Tennisball-Frisurenschema sicherlich nicht jedermanns und schon gar nicht jederfraus (Sexismus!!11!) Sache, zum anderen schaffe ich es selbst nach der fünften Quartalsschur immer noch nicht, den Haarrasen auf meinen Kugelkopf völlig ohne Ecken und Kanten auf 12mm zu trimmen. Und hinterher die Haarfitzel aufzufegen nervt halt auch jedes Mal. Lustig, nicht wahr? Weniger lustig: um auf die Zwanziger zurück zu kommen. Da gab es doch vor 100 Jahren auch so eine Grippewelle und eine Wirtschaftskrise. (Gut, davor gab es auch noch einen Krieg, aber selbst diesbezüglich braucht man heutzutage nur blindlings auf eine Weltkarte zu tippen und hätte mit signifikanter Wahrscheinlichkeit eine Region mit bewaffneten Auseinandersetzungen und unfassbarem menschlichen Elend, das vor lauter Corona-Egoismus gerade völlig außer acht gerät, getroffen). Die Frage ist also: what's next? Wird es - erst? schon? - 2033 wieder so sein wie 1933? Themenwochen. Die Grenzen dicht; die Ostseeküste verboten; Blockwarte und Denunzianten allüberall; Totalüberwachung. (Und leere Regale in den Verkaufsstellen für WtB, also Waren täglichen Bedarfs.) Dem gelernten Ossi in McVorpomm wird sicher gerade warm ums Herz. Aber auch im goldenen Westen werden jetzt andere Saiten aufgezogen. Bußgelder, Strafanzeigen, Verbote, Beschränkungen, nehmen inzwischen absurde Formen an. Würstchenbuden und Eiswagen werden zwangsweise geschlossen, der Besuch bei den Eltern, selbst wenn dieser frierend auf Abstand im Garten sitzend erfolgt, ist illegal, erste Städte führen einen Mundschutzzwang ein, freilich ohne sich Gedanken darüber zu machen, wo die spuckunterdrückenden Stofffetzen denn bitte bezogen werden sollen. In Grönland ist der Alkoholverkauf verboten worden, zur Eindämmung häuslicher Gewalt, heißt es - weil trockene Alkis ja auch gleich mal der Inbegriff der Friedfertigkeit sind, oder was?! Aber die Idee ist jedenfalls so doof, dass es mich nicht überraschen würde, wenn ein derartiges Reglement nicht auch hier mittelfristig eingeführt würde. Der Staat hat den Menschen den Fußball genommen (was mir persönlich am A. vorbei geht), trotzdem ist es bislang zu keiner Revolution gekommen, da kann er doch wohl auch das Bier verbieten, ohne dass der Bio-Deutsche deshalb auf die Barrikaden geht. - Um Missverständnissen vorzubeugen: bis zu einem gewissen Maße halte ich Kontaktsperren usw. für nötig und sinnvoll, aber aktuell treibt es wirklich ziemlich bizarre Blüten; zumal das ganze Isolationsgewese ja nicht wirklich gegen den Virus hilft. Mathematiker. Ja, Mathematiker. Dieser komische "Menschen"-Schlag, fast so sympathisch wie BWLer oder Börsenmakler. Ein Grüppchen derer hat errechnet, dass Corona mangels Nahrung krepiert - wenn wir einfach unsere Kontakte noch weiter (noch weiter?) einschränken und das einfach ein weiteres Jährchen so durchhalten. www.zeit.de Ja holla die Waldfee! What can possibly go wrong?! Immerhin ist jetzt klar, weshalb der gute Herr Nobel damals dieser weltfremden Wissenschaftlerkaste ausdrücklich keinen seiner hochdotierten Preise zugedacht hat. Lächle und sei froh - denn es könnte schlimmer kommen. Und ich lächelte und war froh - und es kam schlimmer. Q.e.d.