Heizpilze und Hotspots
Es tut sich was in Deutschland, das bekanntlich ja Du bist. Ja, Du auch. Und Du? Na, ich weiß ja nicht. Vielleicht eher weniger.
Was tut sich? Die Regierung? Die tut nichts. Die will nur spielen. Nein, die Sprache, die tut sich laufend wandeln. Zum einen nimmt inflationär die Deppen Auseinanderschreibung überhand. Nach dem Unterschichtengenitiv (Conny's Bierschwemme) hat es jetzt die gute alte Tugend des Wörterzusammensetzens erwischt: Hip ist, wer trennt und nicht mal mehr einen Strich setzt. Als nächster Anglizismus wird da aus dem Medieninformatikstudenten der Medieninformatik Student, da kauft mann seinen Weihnachtsbaum (Weihnacht's Baum?) im Tannen-Glück Discount, und der Spätverkauf um die Ecke, an dem ich vorbeikomme, wenn ich vom Berliner Back Discount komme, bietet Hunde und Katzen Futter (ebda.) feil. Was ein Glück, dass ich noch kein Hartz IV Empfänger bin und mich über derartige Luxus Problemchen echauffieren kann.
Tröstlich ist es auf der anderen Seite, dass neben Reformstau, Rennzwergen und Sozialschmarotzern auch schöne neue Worte stillschweigend in die Wortschatztruhe gelegt werden.
Heizpilz ist so ein Wort, und wer es noch nicht wusste: Ein Heizpilz ist kein explodierender Hefepilz, kein aberwitzig getunter Kleinwagen, keine Verhohnepiepelung eines Atompilzes und auch kein Magic Mushroom, (an dieser Stelle ein herzliches "Hallo" an die Google-Stichwortsucher mit ganz anderen Interessen), nein, als Heizpilz werden nicht mehr nur irgendwelche bizarren Laborgeräte bezeichnet, sondern inzwischen auch völlig selbstverständlich diese propangasbefeuerten Zwitterwesen aus Straßenlaterne und Katalytofen, die es dekadenten Hauptstadtbewohnern ermöglichen, ihren arroganten Cocktail auch bei winterlichen Temperaturen noch draußen sitzend zu schlürfen. (Anstatt froh zu sein, dass wir hier noch echte Winter haben - wer weiß, wie lange noch! Klimaerwärmung lässt grüßen.)