Legal. Als Einwohner Schleswig-Holsteins genieße ich Priviliegien, von denen z.B. in Sachsen, Bayern, oder Mecklenburg-Vorpommern Lebende derzeit nur träumen können. Ich darf - noch - ohne Gesichtsmaske einkaufen gehen. Ich darf nicht nur ohne triftigen Grund meine Wohnung verlassen, ich darf mich sogar mit meinen Eltern treffen und, Gipfel der Frech- und Freiheiten, mit diesen gemeinsam einen Waldspaziergang außerhalb des Umkreises von 5km um die eigene Wohnung machen.
Schlimm, schlimm, schlimm, sagen die 80 Millionen Diplomvirologen, die die Kommentarfunktion in der Parallelwelt Facebook (die ich mir lieber gar nicht erst antue), beim Staatsfernsehen™ oder der Lügenpresse® fluten, und sich darüber echauffieren, weil ihnen ihr neuer Lieblingszeitvertreib, d.h. coronaauflagenverstoßende Volksschädlinge denunziieren, zumindest teilweise genommen worden ist. Da kann man ja gar nicht mehr den fremdländisch aussehenden oder aus irgendwelchen anderen Gründen unliebsamen Nachbarn anschwärzen!1!elf! Aber immerhin kann man immer noch Kraftfahrzeuge, deren Kennzeichen die Herkunft außerhalb des eigenen Gaues vermuten lässt, den Ordnungsbehörden melden.
Derartig "Besorgte Bürger" sind nur leider nicht das einzige Problem. Zu beobachten sind nämlich gesetzgebende und ausführende Organe auf Kommunal- und Landesebene, die zunehmend erratisch agieren. Wieso dürfen Blumenläden wieder öffnen, Buchhandlungen aber nicht? Warum darf in Eisdielen kein Thekenverkauf stattfinden, in Bäckereien, Kiosken, Tankstellen aber durchaus? Wieso sind in Sachsen-Anhalt Baumärkte geöffnet, nicht aber in Sachsen? Warum dürfen Hobbyflieger ihre Maschinen in die Luft bringen, Hobbysegler aber nicht ihre Boote zu Wasser?
Operation gelungen, Patient tot. In einem Interview sagte der Filmemacher (blödes Wort!) Alexander Kluge über die aktuelle Krise:
Es ist eine extreme Herausforderung. Als würde man gegen ein Gerät schlagen, um es zu reparieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass das bei vielen Apparaten so funktioniert, ist nicht so groß. Wir werden geresettet, mit Gewalt.
Hoffnungen auf eine baldige Lockerung werden negiert oder an Bedingungen geknüpft, die die alte Redensart "Das Kind mit dem Bade ausschütten" rechtfertigen.
Nein, es wird noch lange so unnormal weitergehen. Wobei, was heißt weitergehen? Was für eine Gesellschaft wird in drei, in sechs, in 18 Monaten (dem von Bill Gates postuliertem Zeitraum bis zur Verfügbarkeit einer Anti-Covid-Impung) exisitieren? Was ist gewonnen, wenn nicht nur COVID-19 getötet ist, sondern auch die Freiheit, die Freude, das Vertrauen? Von der wirtschaftlichen Existenz bzw. dem Lebensunterhalt mal ganz abgesehen?
Den kleinsten Schwanz im ganzen Land,
den hat gewiss der Denunziant.
Auch wer sonst grad‘ ein Nichtsnutz ist,
nennt sich nun selbst Hilfspolizist.
Dann braucht er nur noch Leute zählen
und kann so prima Menschen quälen.
Dem geht so richtig einer ab. Nur schad‘:
vom Bußgeld kriegt er doch nichts ab.
Mit dem Maßband im Gepäck
wird er zum Passantenschreck.
„Haha, erwischt! So, jetzt wird’s würzig!
Das waren nur Eins-Fünfundvierzig!“
Dem Auto mit dem Fremdkennzeichen
zersticht er dann noch schnell die Reifen.
Und kratzt ihm, denn er ist auf Zack,
auch eine Warnung in den Lack.
Das fühlt sich gut an, das ist richtig!
Denn Recht und Ordnung sind doch wichtig!
Als Blockwart, Petze, Bürgerwehr:
endlich ist man auch mal wer!
Doch eines fernen schönen Tages, auch ist‘s bis dahin noch recht weit,
da werden diese „Helden“ lernen: Verrat ist nichts, was man verzeiht.
"Kauft Kämme, denn es kommen lausige Zeiten!". Ein Spruch aus (vermutlich) den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, der plötzlich wieder aktuell wird. Ganz banal: Die Friseure sind dicht, der Absatz von Haarschneidemaschinen ist fast so in die Höhe geschnellt wie derjenige von Webcams (und den anderen wohlbekannten Konsum- und Verbrauchsgütern, die ich hier jetzt nicht zum drölfzigtausendsten Mal erwähne).
Ich selbst bin praktischerweise schon seit letztem Jahr im Besitz eines solchen formidablen Apparats, der sich bereits nach der dritten Benutzung kostenmäßig amortisiert hat (gesparte Friseur-Maschinenschnitt-Preise); wobei, die Haarschneider werben (oder warben) ja damit, dass, was sie können würden, eben nur sie können würden - das ist zumindest nicht ganz von der Hand (bzw. dem Kopf) zu weisen. Zum einen ist das Tennisball-Frisurenschema sicherlich nicht jedermanns und schon gar nicht jederfraus (Sexismus!!11!) Sache, zum anderen schaffe ich es selbst nach der fünften Quartalsschur immer noch nicht, den Haarrasen auf meinen Kugelkopf völlig ohne Ecken und Kanten auf 12mm zu trimmen. Und hinterher die Haarfitzel aufzufegen nervt halt auch jedes Mal.
Lustig, nicht wahr? Weniger lustig: um auf die Zwanziger zurück zu kommen. Da gab es doch vor 100 Jahren auch so eine Grippewelle und eine Wirtschaftskrise. (Gut, davor gab es auch noch einen Krieg, aber selbst diesbezüglich braucht man heutzutage nur blindlings auf eine Weltkarte zu tippen und hätte mit signifikanter Wahrscheinlichkeit eine Region mit bewaffneten Auseinandersetzungen und unfassbarem menschlichen Elend, das vor lauter Corona-Egoismus gerade völlig außer acht gerät, getroffen). Die Frage ist also: what's next? Wird es - erst? schon? - 2033 wieder so sein wie 1933?
Themenwochen. Die Grenzen dicht; die Ostseeküste verboten; Blockwarte und Denunzianten allüberall; Totalüberwachung. (Und leere Regale in den Verkaufsstellen für WtB, also Waren täglichen Bedarfs.) Dem gelernten Ossi in McVorpomm wird sicher gerade warm ums Herz. Aber auch im goldenen Westen werden jetzt andere Saiten aufgezogen. Bußgelder, Strafanzeigen, Verbote, Beschränkungen, nehmen inzwischen absurde Formen an. Würstchenbuden und Eiswagen werden zwangsweise geschlossen, der Besuch bei den Eltern, selbst wenn dieser frierend auf Abstand im Garten sitzend erfolgt, ist illegal, erste Städte führen einen Mundschutzzwang ein, freilich ohne sich Gedanken darüber zu machen, wo die spuckunterdrückenden Stofffetzen denn bitte bezogen werden sollen.
In Grönland ist der Alkoholverkauf verboten worden, zur Eindämmung häuslicher Gewalt, heißt es - weil trockene Alkis ja auch gleich mal der Inbegriff der Friedfertigkeit sind, oder was?!
Aber die Idee ist jedenfalls so doof, dass es mich nicht überraschen würde, wenn ein derartiges Reglement nicht auch hier mittelfristig eingeführt würde. Der Staat hat den Menschen den Fußball genommen (was mir persönlich am A. vorbei geht), trotzdem ist es bislang zu keiner Revolution gekommen, da kann er doch wohl auch das Bier verbieten, ohne dass der Bio-Deutsche deshalb auf die Barrikaden geht. - Um Missverständnissen vorzubeugen: bis zu einem gewissen Maße halte ich Kontaktsperren usw. für nötig und sinnvoll, aber aktuell treibt es wirklich ziemlich bizarre Blüten; zumal das ganze Isolationsgewese ja nicht wirklich gegen den Virus hilft.
Mathematiker. Ja, Mathematiker. Dieser komische "Menschen"-Schlag, fast so sympathisch wie BWLer oder Börsenmakler. Ein Grüppchen derer hat errechnet, dass Corona mangels Nahrung krepiert - wenn wir einfach unsere Kontakte noch weiter (noch weiter?) einschränken und das einfach ein weiteres Jährchen so durchhalten.
www.zeit.de
Ja holla die Waldfee! What can possibly go wrong?! Immerhin ist jetzt klar, weshalb der gute Herr Nobel damals dieser weltfremden Wissenschaftlerkaste ausdrücklich keinen seiner hochdotierten Preise zugedacht hat.
Lächle und sei froh - denn es könnte schlimmer kommen. Und ich lächelte und war froh - und es kam schlimmer. Q.e.d.
Aprilscherze. Trotz ernster Situation überbieten sich die Medien gegenseitig im Ersinnen infantiler Aprilscherze. Immerhin scheint sich tagesschau.de dieses sowieso blödsinnigen und überflüssigen Brauchs enthalten zu haben.
Influenza-Influencer. Verschwörungstheoretiker, Betrüger, Scharlatane, alle wittern sie Morgenluft. Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte, wenn ich lese, auf welch vielfältige Weise skrupellose Zeitgenossen sich an der Angst und der Not der Leute bereichern.
Frohe Ostern. Wohl kaum. Geradezu zynisch muten die gedankenlos herausposaunten Langfristwettervorhersagen an, die Sonne und milde Temparaturen prognostizieren. JA SCHÖNEN DANK AUCH. Es gibt doch nichts Schöneres, als bei Frühlingswetter in der Bude zu hocken und den Viren aus dem Weg zu gehen oder beim klandestinen Kurzzeit-Beinevertreten im 5km-Radius sich ausschließlich darauf konzentrieren zu müssen, in Schlangenlinien den vorgeschriebenen Mindestabstand zu anderen Passanten einzuhalten. Toll auch, wie jetzt verbreitet lupenreine Blockwart- und Denunziantenmentalität zu Tage tritt.