Ersatzhandlungen und Leerlaufprozesse
Samstag, 8. April 2006

"Schönes Wochenende!"

Man müsste mal Samstag Nachmittag im Supermarkt folgende Dinge aufs Kassenband legen: 2 Flaschen hochprozentigen Fusel 3-4 Billige Porno-Zeitschriften 1 Fernsehzeitschrift 2 Tüten Erdnussflipps der Haus-Eigenmarke 1 die billigste Dosensuppe aus dem Sortiment (oder gar Hundefutter) 1 Packung Pflaster 1 Einwegfeuerzeug

Würde die Kassiererin bzw. der Kassierer einem trotzdem mechanisch "Schönes Wochenende" wünschen?

Und was wird einem eigentlich in einer Apotheke gewünscht, wenn man dort Medikamente gegen wirklich fiese Sachen holt? "Trotzdem schönes Wochenende"? "Gute Besserung und s.W."?

Sozologen, Ihr seid gefragt. "Vom Wunsch zu Floskel: 'Schönes Wochenende' in der Alltagssprache", das wäre doch ein superduper Magisterarbeitsthema.

Tod auf dem Nil

Er hatte wohl irgend eine psychische Störung, der Herr, oder er war ganz arg betrunken. Seinen Namen weiß ich, brabbelte er ihn doch laut genug vor sich hin - gestern Abend in der Straßenbahn. Ziemlich unzusammenhängende Satzfragmente, aus denen zu entnehmen war, dass er als Garten- und Landschaftsbauer für das Unternehmen "Gegenbauer Bosse" tätig war, scheint gerade rausgeschmissen worden zu sein. Springt auf, steht stramm, nölt "Ich hab einen runden Rücken, für Euch habe ich geschuftet!", setzt sich wieder hin, wedelt mit einem Wisch, brummelt weiter. Sein Vater läge seit 8 Jahren unter der Erde, eines Tages werden sie die Macht übernehmen, dann werden Wölfe gegen Wölfe kämpfen - unklar das ganze.

Und dann zieht er sich aus der Latztasche seiner gegenbauergrauen Latzhose eine Zigarettenschachtel der Intellektuellenmarke "NIL" und kommentiert den Gesundheitswarnhinweis mit "Tod auf dem Nil".

Brillant.

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