Ersatzhandlungen und Leerlaufprozesse
Sonntag, 9. April 2006

Musikantenstadl on rail

Die Riesenmaschine berichtet über einen (leider etwas ungeschickten, daher missglückten und wieder eingestampften) Versuch der Zürcher Verkehrsbetriebe, mittels Verbotsaufklebern dem Musizieren in Bahnen Einhalt zu gebieten. Offensichtlich gehen dort vorwiegend (Pseudo-?)Mexikaner dieser Erwerbstätigkeit nach, denn das bemängelte und murrend entfernte Verbotszeichen zeigte eine Figur mit Sombrero, Zickzackpullover und G(u)itarre.

In Berlin hingegen würde ein solches Verbotszeichen (das m.E. dringend eingeführt werden sollte) wohl eher ungeschlachte Osteuropäer zeigen, denn die Andenmusikkombinate sind mir noch nicht in S- und U-Bahn begegnet. Dieses Geschäft ist eindeutig in der Hand sinistrer Ostblockabkömmlinge, die von morgens bis abends die S-Bahn zwischen Friedrichstraße und Zoo beackern - und IMMER das gleiche "spielen".

Immer, immer, immer. Scheelen Blickes steigen sie ein, wickeln verschwörerisch ihre Klampfe und ihr Saxophon aus den entsprechenden Hüllen und geben ein Pop-Potpourri aus Schlager-Evergreens, die ungut ineinander fließen, sich wie das Schmalz im Gehörgang festsetzen und tinitusartig noch Stunden später immer wieder ins Bewusstsein blubbern.

Frage Eins: Wieso gibt es immer noch Leute, die diesen Gossenmuckern immer noch Geld geben? Kann das Gejaule wirklich irgend jemand gut finden?

Frage Zwei: Wieso spielen die immer immer immer denselben Schrott, ohne erkennbare Tendenz zur Perfektion? Wird denen das nicht irgendwann selbst langweilig?

Frage Drei: Wann wird endlich der absolut geräuschmüllresistente Kopfhörer auf den Markt geworfen, auf dass ich ihn erwerbe, an meinen iPod anschließe und fortan dem Musikterror entgehe?

Frage Vier: Woher wissen die Musikmutanten, wann Kontrolleure kommen? Es ist in meinem Beisein noch nie zu einer Konfrontation zwischen diesen beiden unangenehmen Daseinsformen gekommen. Also, Berliner S-Bahn: schickt doch mal die Fahrscheingestapo das Service- und Kontrollpersonal morgens um halb zehn in die Stadtbahn. Dann träfe es vielleicht mal die richtigen.

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